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Das Internet of Things (IoT) stellt Unternehmen vor ganz neue Herausforderungen.

Wie baue ich eine IoT-Plattform – bei Vorwerk Temial?

IoT-Plattformen können gleichzeitig helfen, diese sehr spezifischen Herausforderungen hocheffizient zu lösen. Das Schwierige beim Aufbau einer solchen Lösung: DIE IoT-Plattform für Unternehmen gibt es nicht, denn schließlich sind die Anforderungen und Ziele oft viel zu unterschiedlich. Die richtige Strategie kann es deshalb sein, sich dem Thema Schritt für Schritt zu nähern – und von anderen zu lernen. Aus diesem Grund habe ich einige zentrale Fragen und Erkenntnisse, die uns beim Bau unserer IoT-Plattform bei Temial begegnet sind, einmal zusammengefasst:

Wofür eigentlich eine IoT-Plattform?

Unsere Teemaschine Temial kann lokal gesteuert werden – aber eben auch via App, in der das Aufgießen des Tees in Gang gesetzt wird. Alle Befehle, die auf dem Smartphone abgesetzt werden, laufen als Nachricht über unser zentrales „Gehirn“ in der Cloud, wo sie weiterverteilt werden. All diese Prozesse laufen in Echtzeit ab und der anfallende Datenverkehr wird mithilfe der IoT-Plattform geregelt. Zudem werden auch standardisierte Prozesse aus unserem Webshop, der Logistik und Buchhaltung zentral gesteuert. Natürlich ist dieser Plattform-Gedanke in der IT nicht neu. Ein Hauptvorteil der IoT-Lösung ist, dass wir die Software des Temial Gerätes und unsere Smartphone Apps stetig verbessern und mit neuen Funktionen versorgen. Der klare Vorteil für Kundinnen und Kunden: Sie erhalten beim initialen Kauf ein fertiges Produkt, welches wir trotzdem stetig weiterentwickeln. Insbesondere achten wir dabei auf Kundenfeedback und verbessern so iterativ unsere Produkte.

Wie baue ich eine IoT-Plattform auf?

Produktentwickler zu sprintern panorama

Wir bei Temial haben den Aufbau so gewählt, dass wirklich alle Nachrichten, die die verschiedenen Systeme untereinander tauschen, immer über das „Gehirn“ in der Cloud laufen. Das ermöglicht es uns, bei Bedarf ein System – sagen wir zum Beispiel jenes unseres Logistikanbieters – zu verändern oder auszutauschen, ohne alle anderen Bereiche, die dieses System tangiert, gleich mit anfassen zu müssen. Im Grunde kann man von drei Schichten unserer IoT-Plattform sprechen, die wiederum verschiedene Systeme enthalten und die alle über unsere Software in der Cloud miteinander verbunden sind und zentral gesteuert werden. Wir unterscheiden hier die Visualisierungsebene, die Integrationsschicht und die Datenhaltungsschicht voneinander. Zentral ist die Integrationsschicht, welche neben dem gesamten, auf das Unternehmen angepasste Routing der Nachrichten auch die produktsteuernde Logik beinhaltet. Die visualisierende Schicht beinhaltet im Endeffekt die Software, die der Kunde sieht. Hier setzen wir dort, wo es sinnvoll ist, auf Standards – wie beispielsweise bei unserem Webshop. Wo es nötig ist, wie bei der Gerätesteuerung, wurde es von uns bei Vorwerk selbst programmiert. In der datenführenden Schicht setzen wir wieder viel auf Standardisierung, wie beispielsweise in den Buchhaltungs- und Lagerlogistikprozessen.

IoT-Plattform einkaufen oder selbst entwickeln?

Wenn Unternehmen in puncto IoT-Plattform auf Standards setzen, dann können sie (hoffentlich) einiges an Entwicklungskosten einsparen. Sie schränken sich allerdings auch ein – zum Beispiel, weil sie an die vom Plattform-Anbieter definierten Dienstleister gebunden sind. Für eine produktspezifische Schicht in der Cloud ist ohnehin ein gewisser Grad an Selbstentwicklung nötig. Deshalb wird es für Unternehmen, die ein IoT-Gerät an ihre Plattform anbinden möchten, kaum möglich sein, eine vollumfängliche Lösung einzukaufen. Wie schon eingangs erwähnt: Die Anforderungen und Ziele sind meist viel zu individuell.

Open Source: Ja oder Nein?

Ich persönlich liebe Open Source. Aber das ist wohl auch ein typisches ITler-Ding. :) Die Vorteile liegen auf der Hand: Man spart Lizenzkosten, hat Einsicht in den Quellcode und kann die Lösungen fast immer perfekt auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Auch bei der Dienstleister-Wahl ist man deutlich freier als bei einer fertigen Kaufsoftware. Wir setzen für den produktspezifischen Teil unserer IoT-Plattform auch tatsächlich auf Open Source Lösungen. Die Echtzeit-Nachrichtenverteilung läuft mithilfe von Apache Kafka ab. Zur Orchestrierung – also zur Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von Container-Anwendungen – setzen wir auf Kubernetes. Eine der großen Herausforderungen ist es, Server- und Rechenkapazitäten zur Verfügung zu stellen, wenn unsere Geräte zu Peek-Zeiten von sehr vielen Kundinnen und Kunden gleichzeitig genutzt werden. Zum Morgentee kann die Auslastung unserer Systeme schnell auf das fünf- bis siebenfache ansteigen.

Was sind die größten Herausforderungen in Sachen IoT-Plattform?

Bestellt eine Kundin oder ein Kunde ein Temial Gerät, durchdringt das in unserer IT-Organisation einfach alles – von der Geräteproduktion, über die Lagerlogistik, den Versand bis hin zur Nutzung der Teemaschine bei den Menschen zuhause. Hinzu kommen so viele technische Abhängigkeiten und Anforderungen wie unterschiedliche Betriebssysteme auf dem Smartphone (iOS und Android), verschiedene Browser oder auch die ganz unterschiedlichen Router und Netzqualitäten bei der Kundin und beim Kunden. Wenn man denkt, man hat alle Variablen bedacht, kommt auch schon wieder etwas Neues hinzu. Deshalb sind meine drei persönlichen Learnings in Bezug auf IoT-Plattformen:

1.

Selbst entwickeln führt zu mehr Flexibilität!

so kann man auf die angesprochenen Abhängigkeiten zeitnah reagieren. Wichtig ist: immer nachhaltig bleiben. Niemals aus Zeitnöten seine eigenen Vorgaben über Bord werfen.

2.

Niemals auf Updates verzichten!

 man neigt beim Neubau einer IoT-Plattform dazu, sich um aktuelle Probleme zu kümmern. Doch es ist immer falsch, aufgrund dessen Updates zu verschieben. Je größer die Lücke zum Markt wird, desto schwieriger und zeitaufwändiger und teurer werden künftige Entwicklungen.

3.

Nicht unterkriegen lassen!

das mag nach einer Plattitüde klingen, ist es aber nicht. Denn der Bau einer IoT-Plattform ist komplex und kann nervenaufreibend sein. Aber: Hat man die Komplexität durchdrungen und autark voneinander getrennte Services entwickelt, wird es einfacher, neue Ideen für das eigene Produkt schnell und effizient umzusetzen! Und das ist nicht nur spannend, sondern macht allen Spaß – uns ITlern sowie der Kundin und dem Kunden!

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