"Das Christkind und ich - wir arbeiten Hand in Hand"

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Alltag eines Weihnachtsmanns 

Die Weihnachtszeit soll im Idealfall besinnlich und harmonisch sein. Für Björn Wagner ist der Advent gleichbedeutend mit der Hochsaison und spätestens ab dem Nikolausvorabend kann er sich vor Aufträgen kaum retten. Denn der 46-Jährige schlüpft seit mehr als 20 Jahren in die Rolle von Weihnachtsmann und Nikolaus. Welche Figur dabei beliebter ist, warum auch Erwachsene immer wieder von ihm fasziniert sind – und welcher emotionale Moment Wagner bis heute prägt, hat er uns bei einem Besuch verraten:

Herr Wagner, wie wird man zum Weihnachtsmann?

Ich persönlich bin mehr oder weniger in die Rolle reingerutscht. Ich komme eigentlich aus der Live-Musik, spiele verschiedene Instrumente und trete als Alleinunterhalter, DJ, Zauberer oder Ballonkünstler auf. Vor mehr als 20 Jahren wurde ich dann angesprochen, ob ich nicht auch als Weihnachtsmann auftreten würde. So bin ich langsam in die Rolle hineingewachsen. Heute habe ich an den großen Feiertagen bis zu sieben Auftritte – als Weihnachtsmann oder als Nikolaus.

Welche der beiden Figuren ist denn beliebter?

Zunächst einmal werden beide Figuren immer häufiger verwechselt, obwohl sie nichts miteinander zu tun haben. Katholische Einrichtungen buchen grundsätzlich den Nikolaus, also den Bischof von Myra. Ansonsten hat ihm der Weihnachtsmann aber deutlich den Rang abgelaufen. Wenn ich als Nikolaus angefragt werde, versichere ich mich, ob der Bischof oder doch der rot-weiße Mann aus der Werbung gefragt ist. Ich würde schätzen, 80% der Leute sagen dann: „Ich meinte den Rot-Weißen!“

Welche Rolle nehmen Sie denn lieber ein?

Lieber den Weihnachtsmann, denn er macht auch mal einen Spaß und ist eine weniger ernste und seriöse Figur als der Nikolaus.

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Der Weihnachtsmann hat dem Nikolaus den Rang abgelaufen.
Von wem werden Sie hauptsächlich gebucht?

In erster Linie sind es Privathaushalte – also Eltern, die ihre Kinder mit einem Besuch vom Weihnachtsmann überraschen möchten. Ich trete aber auch in Kindergärten auf und werde für Betriebsfeiern oder von Seniorenheimen gebucht.

Und die Erwachsenen glauben noch an den Weihnachtsmann?

Auf jeden Fall freuen sie sich, wenn sie Besuch von mir bekommen. Es ist doch so: Wir haben fast alle bis zu einem gewissen Alter an den Weihnachtsmann oder das Christkind geglaubt. Wenn wir dann älter werden, lassen wir uns zwar einen Teil der Illusion hinter diesen mystischen Figuren nehmen. Aber mein Auftritt weckt die positiven Kindheitserinnerungen, die wir mit ihnen verbinden.

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Mein Auftritt weckt positive Erinnerungen.
Man hört aber auch immer wieder von Kindern, die Angst vor dem Weihnachtsmann haben. Wie vermeiden Sie, dass das passiert?

Eine ganz wichtige Regel ist: Es gibt generell nur liebe Kinder, die gute Sachen oder auch mal nicht so gute Sachen gemacht haben – aber es gibt niemals böse Kinder! Zwar spreche ich manchmal an, dass Hausaufgaben erledigt oder Geschwister gut behandelt werden sollten. Ich stelle aber immer das Positive eines Kindes in den Vordergrund. Den Kleinen auf Augenhöhe zu begegnen, ist auch ein guter Weg.

Das Wichtigste ist und bleibt aber, dass ich ihnen nicht die Illusion nehme, dass es mich gibt. Also achte ich sehr darauf, dass mein Kostüm vollständig sitzt und alle Informationen, die ich bekomme, ordentlich im goldenen Buch verstaut sind.

Apropos Kostüm: Was machen Sie zwischen den Auftritten damit?

Das Kostüm bleibt an, solange ich nicht zwischen Weihnachtsmann und Nikolaus wechseln muss. Schließlich ist es meistens dunkel, wenn ich unterwegs bin – und ich werde dann am Autosteuer nicht erkannt. Es wäre doch außerdem schlimm, wenn mich ein Kind beim Ab- oder Anlegen des Kostüms beobachten und ich ihm so jeden Glauben nehmen würde.

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Viele Eltern erziehen ihre Kinder hierzulande auch in dem Glauben, dass das Christkind die Geschenke bringt. Sind Sie damit als Weihnachtsmann raus?

Das kann schon sein, dass ich dort weniger gefragt bin. Aber eigentlich arbeiten das Christkind und ich doch Hand in Hand.

Inwiefern das?

Wenn ich für Heiligabend bereits ausgebucht bin, biete ich den Menschen auch einen Auftritt am 25. oder 26. Dezember an. Ich erkläre ihnen dann, dass ich gerne noch vorbeikomme, um ein paar persönliche Worte zu überbringen. Das Christkind kann ja schon mal die Geschenke unter den Baum gelegt haben. An Weihnachten geht es einfach darum, dass wir unsere Kinder glücklich machen und ihnen etwas Erinnerungswürdiges bieten. Das kann natürlich auch mit Kleinigkeiten geschehen – und muss nicht zwangsläufig mit einem Auftritt von mir verbunden sein. Aber ich freue mich jedes Mal aufs Neue, in die Rolle zu schlüpfen.

Was macht Ihnen daran am meisten Spaß?

Bei Erwachsenen ist es die Möglichkeit, die Rolle etwas anders spielen und dem Auftritt ein bisschen Entertainment-Charakter verleihen zu können. Bei den Kindern sind es jedes Mal aufs Neue die strahlenden Augen, in die man schaut. Grundsätzlich macht mir Spaß, dass jeder Auftritt etwas Neues und Überraschendes bereithalten kann.

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Es geht darum, den Kindern etwas Erinnerungswürdiges zu bieten.
Gibt es ein Erlebnis, an das Sie sich besonders gerne zurückerinnern?

Es gab definitiv einen sehr emotionalen Moment, der schon länger zurückliegt, sich aber eingebrannt hat. Ich wurde gebucht – und als ich vor Ort ankam, wurde ich gebeten, einem noch jungen Mädchen viele Grüße von der Mama auszurichten, die kurz zuvor verstorben war. Ich habe ihm dann mitgeteilt, dass es der Mama gut ginge. Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich noch heute Gänsehaut, denn das Mädchen hat sich sehr gefreut, diese Nachricht zu bekommen.

Zum Abschluss die Frage: Wo bleibt bei Ihnen das Weihnachtsfest?

(lacht kurz) Sagen wir es so: Ich versuche, die weniger arbeitsintensiven Adventstage zu genießen und lasse Dekoration und das Drumherum auf mich wirken. An den Feiertagen bleibt das persönliche Weihnachtsfest aber schon ein wenig auf der Strecke. Schließlich ist der Weihnachtsmann dann rund um die Uhr unterwegs und hat nur wenige Pausen. Die Reaktionen und Wertschätzung, die man in der Rolle erfährt, sind es aber definitiv wert.

Weihnachtsmann oder Nikolaus?

Das sind die Unterschiede

Während der Weihnachtsmann eine Erfindung ist, die sich im Laufe der letzten drei Jahrhunderte, u.a. auf Basis der Nikolaus- und Knecht-Rupprecht-Figuren entwickelte, verbirgt sich hinter der Nikolaus-Figur eine historische Person: Nikolaus von Myra.

Über das Leben des schon in jungen Jahren zum Bischof von Myra geweihten Nikolaus sind nur wenige weitere Tatsachen belegt. Es ranken sich aber verschiedene Legenden um seine Person. Dazu gehört die angebliche Rettung unzähliger Kinder sowie die Beschenkung dreier Jungfrauen, welche sie vor der Prostitution bewahrte. Auf dieser Legende fußt auch die heutige Tradition der Mitgift und des nächtlichen Füllens von Schuhen. Als einem der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche wird Nikolaus am 6. Dezember gedacht.

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