Zwei Aufräumcoaches geben Tipps
Diese beiden Aufräumerinnen bringen Ordnung ins Haus. Die Aufräumcoaches Sabine Krüpe und Ulrike Philipp aus Leipzig haben sich darauf spezialisiert, ihren Kunden Hilfestellungen beim Aufräumen von Wohnung und Büro zu geben. Wie therapeutisch das Ausmisten wirkt, wieso es entspannend sein kann und wie man die Dinge findet, die man wirklich braucht – das erklären „Die Aufräumerinnen“ in unserem Experten-Interview.
Putzen macht Staub weg und mehr nicht. Wir unterstützen Menschen, ihre eigene Struktur zu finden, damit sie nachhaltig aufgeräumt sind. Wir gehen über das Putzen hinaus und sind dann da, wenn die Dinge ihren Platz finden. Denn wir sind davon überzeugt, dass die äußere Ordnung zur inneren führt und umgekehrt.
Wir kommen in unserer Funktion als Coaches und Berater zum Kunden und erfassen zusammen die Bereiche, die „in Ordnung“ gebracht werden sollen. Danach besprechen wir mit dem Kunden den individuellen „Fahrplan“ und beginnen dann tatsächlich, gemeinsam mit ihm aufzuräumen. Und zwar im lokalen, im digitalen und im mentalen Bereich – also auch, was an Gedanken noch aufzuräumen ist. Eine geordnete Struktur im Umfeld führt auch zu geordneten Gedanken.
Wir fragen uns durch: Was macht ihr hier? Wofür werden die Räume, die Schubladen, die Ablagen, die Dokumente, etc. genutzt? Und gibt es dafür schon Kategorien? Wir fragen so, dass die Kunden in einen Prozess kommen und die Antworten selber geben können. Denn nur dann kann man Aufräumen mit dem eigenen System und dieses auch einhalten und beibehalten. Das ist unsere Erfahrung.
Unser Motto lautet: Aufräumen macht glücklich, Aufräumen ist möglich! Der Kunde erlangt mit uns eine Übersicht, durch die er Klarheit bekommt. Mit dieser fühlt er sich sicherer und am Ende führt das zur mentalen Entlastung, Entspannung und Leichtigkeit. Wir inspirieren und motivieren und glauben fest daran, dass Ordnung ein menschliches Grundbedürfnis ist, das Stabilität bietet.
Das sind Menschen, die trotz Putzkolonne keine Ordnung schaffen konnten. Es geht auch nicht immer so sehr nur ums richtige Aufräumen, sondern es geht oft darum, neue Organisationsstrukturen zu entwickeln. Und das sowohl im unternehmerischen als auch im privaten Bereich. Unsere Kunden befinden sich also immer da, wo Menschen zusammen leben und arbeiten.
Eine Ausbildung gibt es unseres Wissens nicht. Aufräumen ist unsere Leidenschaft und nach unserem Studium haben wir diverse Weiterbildungen in den Bereichen Coaching, Mediation, Moderation, betriebliches Gesundheitsmanagement, mentales Stressmanagement und angewandte positive Psychologie absolviert – also Themen, die stark mit Kommunikation zusammenhängen. Diese Weiterbildungen und das Wissen sind die Basis unserer Arbeit.
Aufräumen ist bei uns ein Coaching-Prozess, der vieles in Bewegung setzt. Und deshalb ist der Austausch zwischen uns als Berater enorm wichtig und bringt höhere Effizienz. Zu zweit können wir den Aufräumprozess um ein Vielfaches optimieren und verkürzen.
Ja und nein. Ja, weil wir fest daran glauben, dass jeder in sich Strukturen trägt, die nur wiederentdeckt werden wollen. Nein, weil es für uns kein Gesamtkonzept gibt, das auf jeden übertragbar ist. Aufräumprozesse sind so individuell wie die Menschen selbst. Was wir aber im Laufe der Zeit für uns entwickelt haben, ist das Struktur-Vier-Modell nach Krüpe/Philipp. Dieses Modell ist die Grundlage und ermöglicht ein Aufräumen mit System.
Unser Modell hat vier Karten, die grob kategorisieren. Die Aufräumsituation wird damit aufgeteilt in: 1) was darf bleiben, 2) was kann weg, 3) was kann zur Wiederverwertung weitergegeben werden und dann gibt es noch 4) die Joker-Karte, auf die darf man alles legen, was noch keinen Platz hat. Wiederverwertung heißt, dass man diese Dinge beispielsweise verkaufen, verschenken oder zurückgeben kann. Meistens wird dieses Feld sehr viel belegt, weil Dinge einen Wert haben und die meisten Menschen sie nicht einfach wegschmeißen wollen. Das Feld „Bestand“ ist oft das kleinste, wohingegen „Wiederverwertung“ und „kann weg“ die größten sind.
Sehr gut. In diesem Zusammenhang ist es oftmals wichtig, den Eltern spielerisch beizubringen, dass ihre Ordnung nicht zwingend die der Kinder sein muss. Oft trennen sich Kinder leichter von ungenutzten Dingen als Erwachsene. Auch spüren Kinder intuitiv, dass ein Raum, in dem alles seinen Platz hat, einladender ist. Wenn er zugestellt ist, meidet man diesen eher. Jeder Überfluss birgt die Gefahr, sich in den Dingen zu verlieren. Die Lösung liegt unter anderem in der Wertschätzung jedes Gegenstandes – was uns in der heutigen Zeit ein wenig verloren gegangen zu sein scheint. Das richtige Maß zu finden, das ist die hohe Kunst.
Das kommt auf die Zielsetzung an: Geht es um einen Bürotisch oder um ein ganzes Haus? Grundsätzlich kann an einem Tag eine gewisse Grundstruktur erarbeitet werden, die dann auch auf weitere Bereiche übertragbar ist.
Ordnung ist ganz individuell. Mit Tipps halten wir uns deshalb sehr gerne zurück. Aber auch wir haben unsere sieben goldenen Regeln, die wir dann gegebenenfalls unseren Kunden als Inspiration geben. Eine Regel ist beispielsweise, dass jedes Ding seinen Platz hat. Zudem sollen Ordnungssysteme leicht nutzbar sein, sonst sind sie ungeeignet. Und eine ganz wichtige Regel: „Kruschtzonen“ dürfen sein! (Das Wort Kruscht kommt aus dem Schwäbischen und bedeutet so viel wie Krempel; Anm. d. R.)
Räume genau dann auf, wenn du glaubst keine Zeit dafür zu haben. Mach einen Anfang und beginne am Schreibtisch, im Kleiderschrank oder nur mit einem Kellerraum. Beginne mit den kleinen Dingen – das führt letztendlich zur Entspannung, zu guter Stimmung, Leichtigkeit und Gesunderhaltung. Und auch zu mehr Zeit: Denn Aufräumen macht glücklich und wer will schon nicht glücklich sein?